30.04.2021
Berlin. Es kehrt nicht wirklich Ruhe ein beim SC Charlottenburg, einem der zehn mitgliederstärksten Vereine Berlins. Zuerst hatte es in der Berliner Morgenpost und anschließend auch in der „BZ“ Berichte gegeben über einen Streit zwischen dem Berliner Leichtathletik Verband (BLV) und dem SCC auf der einen sowie zwei neugegründeten Leichtathletik-Vereinen auf der anderen Seite. Der SCC hatte Widerspruch eingelegt gegen die Aufnahme dieser Vereine in den BLV, was gerade in Corona-Zeiten, in denen der Sport über Mitgliederschwund klagt, allgemeines Unverständnis hervorrief.
Die Führungsriege, der engste Zirkel, um Andreas Statzkowski und Jürgen Lock, scheint den Einspruch gegen die Aufnahme in den BLV ohne Beschluss des Leichtathletik-Vorstandes gemacht zu haben. Artikel vergrößern mit Klick.
SCC-Präsident Andreas Statzkowski muss sich Kritik aus den eigenen Reihen anhören.
Vorstandsmitglied Rüdiger Barney hat sich nun am 20. April mit einem Brief an den Vereinsvorsitzenden Andreas Statzkowski gewandt, der in Personalunion BLV-Präsident ist. Darin bat er nicht nur um Informationen zum Thema, er übte auch unverhohlen Kritik. Der Brief ist vertraulich an den gesamten Vorstand gerichtet, liegt der Berliner Morgenpost allerdings vor.
Das Schreiben lässt einige Unzufriedenheit mit dem Verhalten des Präsidiums erkennen. Barney äußert seine Sorge über die negative Berichterstattung „über unseren Verein“. Und er wünscht Antworten. Zum Beispiel, welche „tatsächlichen und inhaltlichen Argumente“ dazu geführt haben, dass vonseiten des SCC Einspruch gegen die Aufnahme der neuen Vereine in den BLV erhoben wurde. Außerdem verlangt er Aufklärung darüber, warum „diese Thematik nicht im Vorstand unserer Abteilung in einem gesonderten TOP gemeinsam erörtert und durch einen Vorstandsbeschluss auf die demokratische Ebene gehoben“ worden sei. So, wie man das eigentlich auch erwarten könnte.
Die Klubs hatten auf rasche Aufnahme in den BLV gehofft; nur dann könnten ihre Athleten für Meisterschaften gemeldet werden. Doch die BLV-Satzung sieht vor, dass über das Anliegen erst auf der Verbandstagung im Oktober entschieden wird. Erst dann würden die Vereine auch die Gründe für den Einspruch erfahren – elf Monate nach Abgabe der Aufnahmeanträge. Die zwei vorerst zurückgewiesenen Vereine, Berlin Charlottenburg Running (BCR) und Berlin Track Club (BTC), sind offenbar nicht willens, sich damit abzufinden. Sie argumentieren, es seien Formfehler begangen worden. Derzeit werde versucht, eine außergerichtliche Einigung zu erreichen. Aber man werde auch nicht davor zurückschrecken, vor Gericht Recht zu bekommen.
Das wäre sicher nicht gut für die Außenwirkung – des BLV und des SCC. Barney fragt in seinem Schreiben den Präsidenten, was aus seiner Sicht als Abteilungsleiter vor allem aus sportlichen Gründen und auch aus Gründen der Fairness gegen eine Aufnahme eines neuen Vereins in den BLV spreche, der seine Gemeinnützigkeit nachgewiesen habe? „Auch als BLV-Präsident musst Du doch an einem Erstarken der Berliner Leichtathletik durch neue und damit frisch motivierte Vereine interessiert sein.“
Außerdem kritisiert er die Rolle des SCC-Geschäftsführers Andreas Hilmer. Der sei „nicht einmal demokratisch legitimiertes Mitglied des Vorstandes“, bearbeite aber die Problemlage der Leichtathletik-Abteilung gegenüber dem BLV. „Durch sein ungeschicktes Agieren entstand ein Argumentationswirrwarr, für das er meines Erachtens eine Hauptschuld trägt, und das zu der fatalen Außenwirkung für unsere Abteilung, unseren Verein und vor allem für alle in der Öffentlichkeit im Namen des SCC handelnden Personen führen kann.“
Barney bat um eine Antwort vor der nächsten Vorstandssitzung, die Mitte Mai stattfinden soll. Auf Anfrage der Morgenpost sagte er: „Eine Antwort steht noch aus. Ich habe bisher nicht einmal eine Bestätigung erhalten, dass das Schreiben beim Vorstand eingegangen ist.“
Dietmar Wenck
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